STUDIE
Mit den Enkeln skypen oder sich von einer intelligenten Medikamentenbox die Tabletten dosieren lassen – immer mehr Menschen über 65 Jahren nutzen digitale Neuerungen, damit sie länger selbstbestimmt leben können. Doch mit der Technologie allein ist es nicht getan – Wer bis ins hohe Alter selbstständig bleiben will, muss auch den Umgang mit ihr erlernen.
Die Zahl der Menschen über 65 Jahren steigt in Deutschland unserer Prognose nach bis zum Jahr 2030 um 41,5 Prozent an. Auch im hohen Alter möglichst lange selbstbestimmt leben, aktiver Teil der Gesellschaft bleiben, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen – das wünscht sich doch jeder. Aber wie kann das gelingen? Die Innovationen der Digitalisierung machen es möglich – Das zeigt unsere neue Studie, die Teil unserer Veröffentlichungsreihe zum Thema "Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital." ist.
"Es geht bei der Nutzung der Digitalisierung darum, dass Menschen aller Altersgruppen zu kompetenten und selbstbestimmten Akteuren werden, die die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts souverän und möglichst lange selbstständig bewältigen können", sagt unser Vorstand Brigitte Mohn. Hierbei würden digitale Innovationen gerade auch den älteren Menschen immer mehr helfen, betont Mohn.
Ü65-Generation entdeckt moderne Kommunikationsmittel
Junge Menschen nutzen das Internet zwar mehr als ältere, jedoch steigt der Anteil der älteren Menschen, die online sind, stetig an. 69 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und 36 Prozent der über 70-Jährigen nutzen das Internet mittlerweile regelmäßig. Auch ist zwischen 2007 und 2013 die Nutzung sozialer Netzwerke unter den Internet-Nutzern ab 50 Jahren von sieben auf 16 Prozent gestiegen. Die Digitalisierung eröffnet auch älteren Menschen neue Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Viele Ältere leben außerdem allein. Die Generation "Ü65" entdeckt daher zunehmend die modernen Kommunikationsmittel für sich – beispielsweise in Form der Video-Telefonie mit den Kindern und Enkeln.
Mehrheit der Bevölkerung würde Service-Roboter im Alter nutzen
Die Menschen zwischen 65 und 85 Jahren wünschen sich in erster Linie gesund zu bleiben beziehungsweise die eigene Gesundheit zu verbessern. Aber der Gang zum Arzt wird im Alter immer beschwerlicher. Für ältere Menschen ist deswegen eine Video-Sprechstunde mit dem Hausarzt eine komfortable Lösung. Erstrecht in strukturschwachen Regionen, in denen kein Arzt vor Ort ist. Auch im Alltag kann Digitalisierung helfen. Die intelligente Medikamentenbox gibt täglich die richtige Dosis von Tabletten heraus und so genannte "Wearables" messen mittels tragbarer Sensoren zum Beispiel in Armbändern die Herzfrequenz oder den Puls.
83 Prozent der Bundesbürger können sich außerdem vorstellen, zu Hause einen Service-Roboter zu nutzen, wenn sie dadurch im Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen könnten. Die Forschung an Service-Robotern für den Einsatz in Haushalt, Pflege und Gesundheit halten daher 80 Prozent der Befragten für wichtig oder sogar sehr wichtig. 80 Prozent können sich vorstellen, anstatt ins Pflegeheim zu gehen, zuhause von einem Roboter unterstützt zu werden. Der automatische Rasenmäher oder Staubsauger ist dabei ein erster Schritt in diese Richtung und für viele Menschen schon normal. So genannte "Trink-Tracker", intelligente Becher, die kontrollieren wann ein Mensch wie viel getrunken hat, werden hingegen noch wenig eingesetzt.
Voraussetzung: aktives Lernen bis ins hohe Alter
Digitale Neuerungen allein reichen jedoch nicht aus – die ältere Generation muss auch bereit sein, Neues zu lernen. Nur durch aktives Lernen bis ins hohe Alter kann sie den technologischen Fortschritt für sich bestmöglich nutzen. "Der Erwerb von digitalen Kompetenzen im Alter beinhaltet sowohl die Aneignung spezifischen Wissens als auch von Fähigkeiten, die zum Umgang mit neuen Technologien befähigen", sagt Carsten Große Starmann, Leiter unseres Smart-Country-Projekts.
„Für ältere Menschen bedeutet der Erwerb von Technikkompetenz nicht allein, dass sie eine spezifische App bedienen können, sondern vielmehr, dass sie mündiger und souveräner Teil einer immer digitaler werdenden Gesellschaft bleiben. Dazu müssen dringend auch Assistenz-Infrastrukturen für diese Altersgruppe geschaffen werden“, so Große Starmann weiter. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind dafür verantwortlich, dass die Entwicklung digitaler Kompetenzen mit technologischen Innovationen Schritt hält.
(Quelle: Carsten Große Starmann, Senior Project Manager / Bertelsmann Stiftung)
(Fotos: Pixabay)